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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 241

1913 - Leipzig : Hahn
241 in brauchbarem Zustande. Sein Haus lag völlig in Trümmern, und an die Fortführung seines Gewerbes konnte er vorerst nicht denken. Trotzdem durfte er mit geringerer Sorge in die Zukunft schauen; denn er hatte sein Haus und seine bewegliche Habe bei einer Feuerverficherungsgesellschaft versichert, und schon wenige Tage nach dem Brandunglück erschienen zwei Beamte dieser Gesellschaft, um den Schaden festzustellen, den Meister Schulten erlitten hatte. Sie sahen bald ein, daß das Haus neu aus- geführt werden mußte; deshalb schätzten sie den Wert der in den Trümmern vorhandenen Baustoffe ab und rechneten diesen Betrag auf die Enl- schädigungssumme an, die bald nachher dem Bäckermeister ausgezahlt wurde. Alsbald ging dieser au den Wiederaufbau seines Hauses. Sein Baumeister redete ihm jedoch zu, einen größeren Bau aufzuführen, als der frühere gewesen war; denn bei dem Aufblühen der Stadt seien gute Wohnungen gesucht, und so werde ihm aus den Mieten eine hübsche Einnahme erwachsen. Dem Bauherrn leuchtete dies wohl ein; indessen rechnete er dem Baumeister vor, daß die Brandentschädigung die Bau- kosten nicht decken würde, selbst wenn er seine Sparkasseneinlage hinzu- nähme; zudem sei er für seinen und seiner Familie Unterhalt auf seine Ersparnisse so lange angewiesen, bis er sein Gewerbe wieder betreiben könne. Hiergegen konnte der Baumeister nichts einwenden, machte jedoch den Vorschlag, die fehlende Summe bei der städtischen Sparkasse als Hypothek aufzunehmen. Schulten sah den Baumeister ungläubig an: „Bei der Sparkaffe leihen?" sagte er, „eher leihe ich doch der Sparkaffe, wenn ich ihr meine Ersparnisse bringe." „Bedenken Sie doch, Meister," erwiderte der Baumeister, „woher soll denn die Sparkasse die Zinsen nehmen, die sie den Inhabern der Sparkaffenbücher gewährt? Sie muß eben die ihr anvertrauten Gelder verleihen, aber gegen hohe Sicherheit und gegen einen höheren Zinsfuß als den von ihr gewährten. Ihre Beamten wollen doch auch leben; ihre großen Geldschräuke wollen bezahlt sein, und einen für unvorhergesehene Fälle ausreichenden Reservefonds muß sie auch sammeln. Sie wird also für die Hypothek auf den Neubau 4 bis 41/, Prozent Zinsen verlangen; dafür sind Sie aber auch ziemlich sicher, daß Ihnen das Geld nicht gekündigt wird, wofern Sie die Zinsen pünktlich bezahlen." Der Meister befolgte den guten Rat; bald stieg der Neubau in die Höhe, und nach einigen Monaten konnte Schulten seine Freunde zum Richtfest einladen. Auch der arme Burkhard war zugegen. „Ich Tor!" ries er im Laufe des Gesprächs aus, „warum habe ich eure früheren Ermahnungen in den Wind geschlagen! Ein jährliches Opfer von wenigen Groschen, und ich wäre jetzt nicht in einer so traurigen Lage! Beinahe möchte ich mein Glück einmal bei der Lotterie versuchen; denn sonst werde ich wohl nie mehr in eigener Werkstatt arbeiten!" „Dazu kann vielleicht doch noch Rat werden," versetzte der biedere Schmied,. „und ich will dir nach Kräften behilflich sein; nur schlag dir die Lotterie aus dem Sinne; denn die ist schon manchem zum Unheil ausgeschlagen, und »Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.« Du hast ja auch das Sparen gelernt, Freund Burkhard, und wirst das Lesebuch s. Fürrbildungsschulen rc. Allg. Teil. Kj

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 316

1913 - Leipzig : Hahn
316 das taten sie, und Spartas Held und König Leonidas verteidigte den Paß drei Tage lang. Am vierten, als die Perser schon müde wurden, fand sich ein Verräter, dem König Xerxes einen steilen Saumpfad zu zeigen über des Gebirges Grat. Den gingen nachts die versuchen Bogenschützen und fielen so die Schar im Rücken an. Die aber, die spartan'schen Heldenseelen, dreihundert kaum, anstatt hinwegzufliehn, sie flochten wie zum Fest ihr langes Haar und fielen, ihre heim'schen Götter preisend, ein lorbeerwertes Opfer, Mann für Mann. Als Terxes das vernahm, erschrak sein Herz und ahnt' ihm Böses. Als durch Griechenland die Kunde flog, da in der höchsten Not erjauchzten alle, und der Mut, der schon zu sinken drohte, mächtig flammt' er auf, und Sieg auf Sieg entsproß aus diesem Opfer, bis Persiens Übermacht zu Boden lag. (Pause.) Schröder. Was soll das hier! Wenn Ihr nur sagen wollt, daß unser Kommandant und seine Truppen — Zipfel (ihn groß ansehend). Nicht doch, Herr Nachbar! Ihr versteht mich falsch. Auf etwas andres hab' ich hingezielt. Nämlich, im alten Griechenland, da gab's bekanntlich weder Bürger, noch Soldaten, da gab es nur ein Volk, das hatte nicht zweierlei Tuch und zweierlei Gesinnung. Das wußte, wenn das Vaterland bedroht ist, hat jedermann sein Letztes einzusetzen. Da war kein einz'lner, auserwählter Stand, der sich allein die Ehr' anmaßen durfte, fürs Vaterland zu sterben. Die Spartaner, die ruhmvoll bei Thermopylä gefallen, die waren gute Bürger so wie wir, die hatten Weib und Kind und Haus und Gut und auch genug der Schiffe, sich zu retten. Sie aber blieben. Denn dem Femd gegenüber war jedermann Soldat und hielt sein Blut zu kostbar nicht, die Freiheit zu erkaufen. Nun, meine Freund' und Nachbarn, die Moral ist klar genug. Ich denk', der Herr Major versteht mich auch. Nettelbeck (ausbrechend). Das war wie ein Mann gesprochen das soll Euch unvergessen sein!

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 40

1913 - Leipzig : Hahn
40 weise hohen Nährwert zu, doch jetzt ist nicht viel mehr als der „alte Glaube- an ihn übrig geblieben. Um den Alkohol aus Traubenzucker zu bilden, wird nämlich viel Kraft verbraucht; indem man „die ernährenden Kohlehydrate des Traubenzuckers und des Getreides den Hefepilzen zum Fraß vorwirft, um dann selbst die Ausscheidungen der Pilze zu genießen", vergeudet man gerade die stärkenden und ernährenden Kräfte derselben. Ein Glas Zuckerwasser hat in der Tat mehr Nährwert als ein Glas Branntwein, und ein kleines Stück Brot, sagt Liebig, nährt mehr als ein Maßkrug Bier. Wer also im Wein, Bier und Schnaps seine Nahrung sucht, der hat nicht nur den teuersten Stoff erwählt, sondern dazu noch ein Gift. „Ich gebrauche den Kognak und den Rotwein für meinen kranken Magen", wendet jemand ein. — Wofür brauchst du den Alkohol nicht? Gegen Kopfschmerzen und Reißen, bei Herz- krampf und Atemnot, bei zu schnellem und bei langsamem Puls, bei kalten Füßen und Schwindelanfall, als Schlafmittel und zur Anregung der Lebensgeister, gegen Schwindsucht und gegen Cholera — immer dasselbe Mittel. Man muß sich wundern, daß die Ärzte bei solch einem Allheilmittel noch zu tun haben. „Nach des Tages Arbeit muß ich mich erholen, ich möchte auch einmal lustig sein." — Diese Worte zeigen so recht, wie tief die Trinkunsitte eingewurzelt ist, und wie wenig Menschen das Leben zu genießen verstehen. Der Ärmste weiß nicht, daß die edelste Begeisterung, die höchste Freude, die wunderbarste Stimmung mit dem Alkohol nichts zu tun hat. Erholung soll und muß jeder Mensch haben, aber sie soll dem Körper nützen und nicht schaden. Der Enthaltsame kann am andern Morgen mit Freude an die schönen Stunden der Freundschaft denken und braucht sich über vor-- ellig geschlossene Freundschaften keine Vorwürfe zu machen. Des Trinkers Freude und Heiterkeit ist eine Folge der lähmenden Wir- kung des Alkohols; denn die Lähmung der Gehirntätigkeit ist keine gleichmäßige; zuerst wird die höhere geistige Tätigkeit gelähmt, die im nüchternen Zustande als nützliche Hemmungsvorrichtung wirkt. Wenn aber die Zügel der Kritik, der Einsicht und Überlegung ge- lockert werden, dann geht es „zügellos" zu; die Zunge wird gelöst — der Schüchterne wird dreist, lebhaft und unternehmend. Jeder fühlt sich gehoben, klug, weise, geistreich, nur der Nüchterne, der zufällig dazukommt, merkt nichts von Geist. „Ich muß mir die Sorgen wegspülen," antwortet jemand, aber er denkt nicht daran, daß das „Wegspülen" Geld kostet und die Sorgen davon nicht kleiner werden. Der Wein verscheucht die Sorgen — aber nur bis morgen. Mißbehagen und Schmerzgefühl kann der Alkohol wohl durch seine lähmende Wirkung auf das Gehirr; verscheuchen, aber man will die Wirkung bekämpfen und steigert die Ursache, man will die Armut überwinden und gewöhnt sich an Aus-

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 210

1913 - Leipzig : Hahn
210 leine mitgenommen, die auf der Landstraße von Baum zu Baum gebunderr wurde. Die ganze Gesellschaft, groß und klein, mußte sich hinter dieser Barriere aufstellen und geduldig verharren. Nur die beiden Lehrer, der Hauptlehrer mit der uns wohlbekannten, dicken Taschenuhr in der Hand, wagten es, die Landstraße zu betreten und hinauszublicken in die Ferne, wo der Zug herkommen sollte. Unsere Herzen pochten vor Neugier und Wundersucht. Die Unruhigen drängten dermaßen vorwärts, daß schier die ausgezeichnete Waschleine hätte zerreißen können, wenn nicht die Schul- meisterin mit dem Röhrchen ihres Gatten die Mutwilligsten von uns iu Respekt gehalten hätte. Da, richtig — es war wirklich „auf die Minute", wie unser Lehrer zu Ehren der königlichen Schnellpost und seiner guten Taschenuhr noch wochenlang nachher versicherte — da erhob sich eine Staubwolke auf der Landstraße I Die Lehrer stürzten eiligst hinter unsere Barriere und nahmen die Hüte ab, wir Kinder nebst Begleitung des- gleichen. Und sie kam näher und näher. Wir schwenkten die Mützen und schrien vor Begeisterung unser „Hoch und Hurra!" aus vollster Kehle. Sie flog vorüber! Ein Hauptwagen und ein Beiwagen und ein Staubwirbel hinterher! Da war denn kein Halten mehr! Wir drängten vor, um ihr nachzusehen, und — die gute, alte Waschleine war mitten durchgerissen I Die Schulmeisterin wollte eben mit dem Röhrchen auf uns losfahren, aber unser Lehrer wehrte freundlich ab. Bei solchen merkwürdigen Er- eignissen müsse man mit der Jugend Nachsicht haben. In der Tat machte der Anblick auf uns den Eindruck der rasendsten Geschwindigkeit. Die Begeistertsten von uns behaupteten, daß die Schnell- post mit acht, zehn, zwölf Pferden vorübergesaust sei. Unser Schulmeister belehrte uns, daß es wirklich nur vier Pferde am Hauptwagen und zwei am Beiwagen gewesen wären; aber die Schnelligkeit wäre so groß, daß alles doppelt erschienen wäre. Auch er selber hätte darauf schwören mögen, daß er mehr als vier Pferde gesehen habe. Als wir uns ordnungsvoll auf dem Heimwege wieder unserer guten Stadt näherten, kamen uns der Gendarm und der Stadtwachtmeister ent- gegen und verkündeten uns, daß sie lange, lange schon wieder fort sei. — „Das geht zu weit", sagte der letztere und schüttelte bedenklich den Kopf. „Vom Revidieren der Pässe", setzte sein Begleiter hinzu, „kann gar nicht mehr die Rede sein! Wohin das noch kommen wird, mag der liebe Gott wissen!" Unser braver Lehrer meinte zwar: „Solche Herren, welche die königliche Schnellpost aufnimmt, haben sicher jeder seinen guten Paß in der Tasche; darauf kaun man sich wohl verlassen", aber der Herr Stadtwachtmeister schüttelte so sehr den Kopf, daß wir wohl sahen, er traue selbst der Schnellpost nicht. Wer da meint, daß die durch das Land dahinsausende Schnellpost die Vorläuferin und Fürsprecherin der Eisenbahn gewesen sei, befindet sich in einem schweren historischen Irrtume. Sie war im Gegenteil die abgesagte Feindin dieser unerhörten Neuerung. Der Generalpostmeister Nagler wies mit Selbstbewußtsein auf sein Werk hin und fragte erstaunt,

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 273

1913 - Leipzig : Hahn
273 Am enteren ^aferccmde. Es ist das kleinst« Vaterland der größten Liebe nicht zu klein; je enger es dich rings umschließt, je näher wird's dem Kerzen frin. 83. Müller. 121. Zachsrnlied. Ven König segne Gott, den er zum Heil uns gab, ihn segne Gott! Ihn schmücke Ruhm und Ehr', ihn fiieh der Schmeichler Heer! Weisheit steh' um ihn her, ihn segne Gott! wie Kinder liebt er uns als Vater seines Volks, er unsre Lust, wir sollen glücklich sein, von uns geliebt zu sein, kann nur sein Herz erfreun; ihn segne Gott! Gib ihm gut Regiment, dem Lande Fried' und Ruh', den Waffen Sieg! Er ist gerecht und gut in allem, was er tut, schont seiner Sachsen Blut; ihn segne Gott I Auf, biedre Sachsen, schwört, dem König treu und fromm und gut zu sein! Eintracht sei unser Band I Dies schwöret Hand in Hand! Dann singt das ganze Land: Ihn segne Gott! 122. Kronprinz Albert und das Königlich Sächsische Armeekorps in den Jahren 1870 und 1871. Unter den großen Feldherren, welche die deutschen Truppen im Kriege von 1870 bis 71 von Sieg zu Sieg führten, steht Kronprinz Albert von Sachsen mit obenan. Als Befehlshaber des sächsischen Heeres fand er am 18. August 1870 in der blutigen Schlacht bei Gravelotte zuerst Gelegenheit, seine treffliche Begabung als Feldherr aufs glänzendste zu bewähren und die große Kriegstüchtigkeit und hervorragende Tapferkeit seiner Truppen im hellsten Lichte zu zeigen. Schon früh um 53/4 Uhr waren sie durch Mars -la-Tour gezogen und hatten den linken Flügel der großen Armee eingenommen. Gegeu Ivi% Uhr führte der Kronprinz seine Truppen gegen das Dorf St. Marie aux Chenes, das von den Franzosen mit furchtbarer Wut verteittgt wurde. Sieben Bataillone wurden zum Angriff bestimmt; ohne das feindliche Feuer zu erwidern, gingen diese im Verein mtt preußischen Garden nach 3 Uhr unverweilt zum Laufschritt über und stürzten sich mit weithin schallendem Hurraruf dem Ziel entgegen. Die Verteidiger vermochten dem ungestümen Andränge nicht standzuhalten; sie ließen diesen wichtigen Puntt dem Angreifer, der noch einige hundert Mann zu Gefangenen machte. Aber die schwerste Arbeit war noch zu tun. Es galt, die Hauptstellung des Feindes, das Dorf Sr. Privat, zu erstürmen. Während die preußischen Garden von Westen her den Feind beschäftigen, zog Kronprinz Albert seine Lesebuch s. Fortbildungsschulen rc. Mg. Teil. Hz

6. Teil 1 - S. 278

1915 - Berlin : Heymann
278 <E. k^aumann sie in der Abhandlung gegeben sind. Dabei ist wichtig, daß nur aus Tat- sachen Schlüsse gezogen und allgemeine Urteile vermieden werden, sonst fehlt den Gedanken das Fundament. Die Entwicklung führt zu dem Er- gebnis: die Mahnung zum sparsamen verbrauch der Nahrungsmittel ist begründet, die freiwillige Befolgung ist Pflicht jedes einzelnen, „wir können ohne allgemeine Not auskommen, wenn wir unsere Friedens- gewohnheiten einsichtsvoll ändern usw." (s. Seite 95). — Schließlich kann durch eine Schilderung der Ernährungsverhältnisse in ^>aris während der Belagerung (87 ( gezeigt werden, welche Folgen eintreten, wenn der Verbrauch der Lebensrnittel nicht rechtzeitig und weitschauend geregelt wird. Die Ergebnisse der Besprechung können nun dazu verwendet werden, den Schülern darzulegen, wie jeder einzelne, jede Familie und jedes Ge- meinwesen im Staat abhängig ist von dem Stande des gesamten staat- lichen Wirtschaftslebens. Damit ist eine der Aufgaben erfüllt, die sich die staatsbürgerlichen Belehrungen stellen (s. oben unter 2). Ein „Nebenerzeugnis" der bisherigen Behandlung ist die Klärung wichtiger volkswirtschaftlicher Begriffe, mit deren bfilfe sich damr der Gesichtskreis der Schüler allmählich erweitern läßt, bis es möglich ist, wenigstens in Klassen mit befähigten Schülern, die Stoffe in der Art zu- sammenzustellen, wie sie die Abhandlung bietet. 5. In ähnlicher weise läßt sich aus den andern Abhandlungen der Stoff auswählen und methodisch aufbauen. Behält man dabei immer das Ziel der staatsbürgerlichen Belehrungen im Auge, dann kann man zum Schluß die Ergebnisse des Unterrichts noch nach andern Gesichtspunkten gruppieren. Einige Beispiele seien angeführt; als erstes diene das Thema: Die Mit- verantwortlichkeit im Staatsleben. Die Vorgeschichte des Krieges führt ungezwungen dazu, den Schülern ein hohes Vorbild von Verantwortlichkeitsgefühl vor die Seele zu stellen: unsern Kaiser, der der: Frieden auch dann noch zu wahren suchte, als unsere Feinde schon zum Krieg entschlossen waren und die letzten Vor- bereitungen zum Überfall trafen. Seine Telegramme nach Nußland und nach England und das Telegramm des Prinzen Heinrich zeigen dies in jedem Satze. Diese Telegramme sowie einzelne Ansprachen des Kaisers in den Tagen des Kriegsausbruches müssen im Unterricht nicht nur erwähnt, sondern im Wort- laut gelesen und gründlich besprochen werden, welche Wahrhaftigkeit, Offenheit und Ehrlichkeit spricht aus jedem seiner Worte! Man stelle ihnen die Telegramme aus England und Rußland und besonders die berüchtigten russischen ehrenwörtlichenlrklärungen gegenüber. (Leider ließ es der Umfang des Buches nicht zu, diese und ähnliche hochbedeutsamen Dokumente abzu- drucken; die Schule muß sich also selbst eine Sammlung anlegen.) welch hohes Maß von Verantwortlichkeitsgefühl des Kaisers und seiner Regierung zeigt sich ferner in der Kriegsbereitschaft unserer Armee, durch die unsere Grenzlande wenigstens bis auf eine Ausnahme vor den Greueln der Verwüstung bewahrt worden sind! — Der Kaiser und seine sechs Söhne stehen im Felde, mit ihnen viele deutsche Fürsten und Fürstensöhne; sie sind von den Kugeln nicht ver- schont geblieben. Die Fürstenhäuser bringen dem Vaterlande dieselben Opfer

7. Teil 1 - S. 273

1915 - Berlin : Heymann
X. Der Krieg und die jugendlichen 273 4. Die erziehlichen Aufgaben der Fortbildungsschule, insbesondere die Erziehung zürn Gehorsam und zur freiwilligen Lin- und Unterordnung, zur Selbstbeherrschung und zu treuer Pflichterfüllung gewinnen durch den Krieg und seine Folgeerscheinungen erhöhte Bedeutung. Leichter als in der ^riedenszeit wird es werden, den Schülern wirkungsvolle Beispiele vor die Seele zu stellen. Alle Berichte von den Kriegsschauplätzen können hierzu ausgenutzt werden. Unsere Schüler sind fähig zu verstehen, daß die großen Erfolge unserer Truppen nur möglich geworden sind durch die strenge Schule unseres Militarismus und daß die deutsche Schule diesen Geist wie bisher zu pflegen hat. Sie vermögen auch zu erkennen, daß die nrilitärifchen Tugenden für die Ausübung der Berufstätigkeit von hohem Werte sind. Sie sind reif genug für die Einsicht, daß die „Disziplin" für uns Deutsche selbst- verständlich ist und daß daraus die Selbstdisziplin erwächst, die uns groß und tüchtig gemacht hat. So findet die Schuldisziplin aus dem Kriege heraus eine auch dem Schüler einleuchtende Begründung. 6. Auch Gegenbeispiele zu moralpädagogischen probiernen rückt der Krieg unsern Schülern täglich vor die Seele. Sie lesen von den Lügen, die im feindlichen Ausland über das deutsche Volk und besonders über unsere Soldaten verbreitet werden, und entrüsten sich über die niedrige Gesinnung, die sich darin offenbart. Ein Recht zu dieser Gefühlsftimmung hat aber nur der, der sich von Lüge, Verdächtigung und Verleumdung fernhält. Es bedarf keiner großen pädagogischen Kunst, den Schülern mit diesen Beispielen die Mahnung zu konsequenter Wahrhaftigkeit in die Seele zu pflanzen. — Auch die überaus traurigen Gegenstücke der Vaterlandsliebe, die Beispiele von schändlichem Ver- rat, lassen sich in eindrucksvoller weise den Schülern zürn Bewußt- sein bringen, wir zeigen am Schandpfahl die wetterlch Blumenthal, Eollin und die andern, von denen die Pochverrats- und Landesverrats- prozesse berichten. — Am Schandpfahl stehen auch die Ungetreuen, die Liebesgabenpakete unterschlagen oder geplündert haben! — Manche jugend- lichen Arbeiter werden jetzt in Stellungen gerufen, die vorher von eingearbei- teten und treuen Arbeitern verwaltet wurden; großes Vertrauen wird ihnen entgegengebracht, wir wollen ihnen beistehen, daß sie vor dem Schandpfahl bewahrt bleiben. 6. Unsere Schüler erhalten und lesen auch die in der Tagespresse ver- öffentlichten Feldpostbriefe. Die mannigfachsten Eindrücke stürmen aus diesen Briefen auf sie ein; denn verschieden an Gesinnung und Lebensauf- fassung sind die Briefschreiber und ebenso ihre Erlebnisse. Eine Gruppe von Briefen wird die jugendlichen Leser am wenigsten nachhaltig beschäftigen: die Briefe ernsten jnhalts, sofern es nicht Briefe der eignen Ange- hörigen sind. Der leicht bewegliche jugendliche Sinn macht diese Erscheinung erklärlich, wir sind es aber unsern Schülern und unserm Vaterlande schuldig, jede Gelegenheit zu innerer Sammlung und zu ernster Selbst- besinnung zu benutzen. Am besten eignen sich hierzu Feldpostbriefe, je schlichter und einfacher sie sind, desto besser ihre Wirkung, jch füge als Bei- spiel eine Stelle eines Briefes an, den ich von meinem Sohne im September Staatsbürger!. Belehrungen in der Kriegszeit.

8. Teil 1 - S. 70

1915 - Berlin : Heymann
70 (£. Reventlow in den Nordseehäfen stockte gänzlich, und die britische Admiralität verhängte die sogenannte Sperrung über die Nordsee, deren Hauptzweck war, sich gegen die deutschen Unterseeboote zu sichern unter der unwahren Vorgabe freilich, man wolle den Handelsschiffen der neutralen Mächte in der Nordsee Ver- luste ersparen. Die Mittel des Seekrieges und der Flotte versuchte Großbritannien von Anfang des Krieges an zu benutzen, um Deutschland auszuhungerir. Nicht nur, daß, wie gesagt, der deutsche Seehandel völlig erstickt wurde, sondern Großbritannien verhinderte auch, daß neutrale Staaten, wie z. B. Holland, waren in ihre bjäfen einführten, um sie nachher mit der Bahn oder auf einer Binnenwasserstraße nach Deutschland zu bringen. Nahrungsmittel, Viehfutter, Kunstdünger, Petroleum, Kupfer usw. versuchte Großbritannien so von den deutschen Grenzen fernzuhalten. Man war und ist in London fest davon überzeugt, daß, wenn dieses System der Aushungerung während einiger Jahre betrieben worden ist, die Kraft des deutschen Volkes so er- lahmt sein wird, daß es den Krieg nicht mehr weiterführen kann, sondern klein beigeben muß. Großbritannien geht bei diesem verfahren auf das gewissenloseste vor, tritt die Rechte der neutralen Mächte mit Füßen und schädigt sie ganz ungeheuer, indem es ihre Schiffahrt unterbindet und ihnen zeitweise nicht einmal gestattet hat, waren von Übersee einzuführen, die sie für ihren eignen Bedarf notwendig gebrauchten. Großbritannien wird sein Ziel der Aushungerung nicht erreichen. Bei vernünftiger sparsamer Wirtschaft kann das deutsche Volk jahrelang von dem leben, was es im eignen Lande produziert und besitzt. Darin werden alle unsere Feinde sich täuschen. was im übrigen der Seekrieg noch für Ereignisse bringen, was für Entwicklungen er zeitigen wird, kann niemand wissen, wir wissen aber, daß die junge deutsche Flotte nicht nur in sich gut und pflichttreu ist, sondern die ersten Kriegsmonate haben bereits dargetan, daß die deutschen Schiffe auch immer ihren Mann stehen und daß der Seekrieg in und an unsern heimischen Gewässern der Nord- und Ostsee im ganzen wie im einzelnen klug und überlegend geleitet wird.

9. Teil 1 - S. 267

1915 - Berlin : Heymann
X. Der Krieg und die jugendlichen 267 Wasserleitung und die Beseitigung der Abwässer, die Reinhaltung der Straßen und der Flußläufe, die Einrichtung von Krankenhäusern und Heilanstalten, letztere besonders auch für Personen, die an ansteckenden Krankheiten leiden, um die Übertragung möglichst zu verhüten.— Derstaat greift in diearbeits- verhältnifse ein, indenr er Grenzen zieht für die Beschäftigungsdauer der Kinder, der jugendlichen und der weiblichen Personen, indem er die Ein- bringung von Schutzvorrichtungen cm Maschinen fordert und die Betriebe überwacht, indenr er für Betriebe mit besondern Gefahren für Leben und Gesundheit der Arbeiter Sondervorschriften erläßt. — Durch die gesetzliche Krankenversicherung wird eine rechtzeitige und gründliche Krankenpflege und damit die Erhaltung der Gesundheit und der Erwerbsfähigkeit der Ver- sicherten ermöglicht. Durch die von den Landesversicherungsanstalten und den Berufsgenossenschaften eingerichteten Peilanstalten, besonders für Tuberkulöse, wird eine frühzeitige Peilpflege gefährdeter Personen, auch der jugendlichen, möglich. Der überaus segensreichen Wirksamkeit dieser Peilstätten und der Krankenkassen ist der Rückgang der Tuberkulose- sterblichkeit um 50 v. p. seit der Einführung der Krankenversicherung zu danken. viele Millionen Mark werden jährlich ans öffentlichen Mitteln aus- gegeben, damit die Staatsbürger gesund und leistungsfähig bleiben und ihre Lebensaufgabe zu ihrem und dem Wohls der Gesamtheit vollbringen können. — was zur Gewohnheit geworden ist, wird leicht in seinem wert unterschätzt. So geht es mit der staatlichen und der gemeindlichen Fürsorge für Leben und Gesundheit der Bevölkerung. Darum ist es Pflicht der Fort- bildungsschule, ihre Schüler eingehend darüber zu unterrichten. Zugleich muß ihnen dabei ihr Verhältnis zum Gemeinschaftsleben zum Bewußtsein gebracht und die Überzeugung verschafft werden, daß die öffentliche Fürsorge den einzelnen reicht nur entlastet, sondern ihn auch verpflichtet, persönlich für seine Gesundheit zu sorgen. 6. Trotz der staatlichen Maßnahmen zum Schutze der jugendlichen ist die Sterblichkeit in dem letzten Abschnitt der körperlichen Entwicklung (*5. bis J8. Lebensjahr) fast unverändert hoch geblieben, während in den andern Lebensabschnitten ganz allgemein ein Rückgang eingetreten ist. Die Sterblichkeit der deutschen männlichen jugendlichen übersteigt die der englischen imnrer noch um beinahe 20 v. p. jn dem Maße, wie die weib- lichen jugendlichen in das Erwerbsleben eintreten, nimmt bei ihnen die Sterblichkeit zu. Die Erkrankungen jugendlicher Krankenkassenmitglieder haben weder an päufigkeit noch an Dauer abgenommen, und die Militär- tauglichkeit der städtischen jugend ist ungünstiger geworden. „Die Zukunft wird schließlich dem Volke gehören, das sich körperlich am widerstandsfähigsten und damit ain wehrfähigsten erhält, wer deshalb dafür kämpft, den Massen Leben und Gesundheit zu erhalten, der kämpft für die Stärke und die Zu- kunft unsers Vaterlandes." (Grafv. posadowspn) Darum bedarf die Gesund- heitspflege unserer Schüler erhöhter Aufmerksamkeit und größerer Fürsorge. 6. Unter den Mitteln der körperlichen Ertüchtigung unserer Schüler stehen die körperlichen Übungen obenan. Noch ist das Turnen in der
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