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in brauchbarem Zustande. Sein Haus lag völlig in Trümmern, und an
die Fortführung seines Gewerbes konnte er vorerst nicht denken. Trotzdem
durfte er mit geringerer Sorge in die Zukunft schauen; denn er hatte
sein Haus und seine bewegliche Habe bei einer Feuerverficherungsgesellschaft
versichert, und schon wenige Tage nach dem Brandunglück erschienen zwei
Beamte dieser Gesellschaft, um den Schaden festzustellen, den Meister
Schulten erlitten hatte. Sie sahen bald ein, daß das Haus neu aus-
geführt werden mußte; deshalb schätzten sie den Wert der in den Trümmern
vorhandenen Baustoffe ab und rechneten diesen Betrag auf die Enl-
schädigungssumme an, die bald nachher dem Bäckermeister ausgezahlt wurde.
Alsbald ging dieser au den Wiederaufbau seines Hauses. Sein
Baumeister redete ihm jedoch zu, einen größeren Bau aufzuführen, als
der frühere gewesen war; denn bei dem Aufblühen der Stadt seien gute
Wohnungen gesucht, und so werde ihm aus den Mieten eine hübsche
Einnahme erwachsen. Dem Bauherrn leuchtete dies wohl ein; indessen
rechnete er dem Baumeister vor, daß die Brandentschädigung die Bau-
kosten nicht decken würde, selbst wenn er seine Sparkasseneinlage hinzu-
nähme; zudem sei er für seinen und seiner Familie Unterhalt auf seine
Ersparnisse so lange angewiesen, bis er sein Gewerbe wieder betreiben
könne. Hiergegen konnte der Baumeister nichts einwenden, machte jedoch
den Vorschlag, die fehlende Summe bei der städtischen Sparkasse als
Hypothek aufzunehmen. Schulten sah den Baumeister ungläubig an:
„Bei der Sparkaffe leihen?" sagte er, „eher leihe ich doch der Sparkaffe,
wenn ich ihr meine Ersparnisse bringe." „Bedenken Sie doch, Meister,"
erwiderte der Baumeister, „woher soll denn die Sparkasse die Zinsen
nehmen, die sie den Inhabern der Sparkaffenbücher gewährt? Sie muß
eben die ihr anvertrauten Gelder verleihen, aber gegen hohe Sicherheit
und gegen einen höheren Zinsfuß als den von ihr gewährten. Ihre
Beamten wollen doch auch leben; ihre großen Geldschräuke wollen bezahlt
sein, und einen für unvorhergesehene Fälle ausreichenden Reservefonds
muß sie auch sammeln. Sie wird also für die Hypothek auf den Neubau
4 bis 41/, Prozent Zinsen verlangen; dafür sind Sie aber auch ziemlich sicher,
daß Ihnen das Geld nicht gekündigt wird, wofern Sie die Zinsen pünktlich
bezahlen." Der Meister befolgte den guten Rat; bald stieg der Neubau
in die Höhe, und nach einigen Monaten konnte Schulten seine Freunde
zum Richtfest einladen. Auch der arme Burkhard war zugegen. „Ich
Tor!" ries er im Laufe des Gesprächs aus, „warum habe ich eure
früheren Ermahnungen in den Wind geschlagen! Ein jährliches Opfer
von wenigen Groschen, und ich wäre jetzt nicht in einer so traurigen
Lage! Beinahe möchte ich mein Glück einmal bei der Lotterie versuchen;
denn sonst werde ich wohl nie mehr in eigener Werkstatt arbeiten!"
„Dazu kann vielleicht doch noch Rat werden," versetzte der biedere
Schmied,. „und ich will dir nach Kräften behilflich sein; nur schlag dir
die Lotterie aus dem Sinne; denn die ist schon manchem zum Unheil
ausgeschlagen, und »Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.«
Du hast ja auch das Sparen gelernt, Freund Burkhard, und wirst das
Lesebuch s. Fürrbildungsschulen rc. Allg. Teil. Kj
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
316
das taten sie, und Spartas Held und König
Leonidas verteidigte den Paß
drei Tage lang. Am vierten, als die Perser
schon müde wurden, fand sich ein Verräter,
dem König Xerxes einen steilen Saumpfad
zu zeigen über des Gebirges Grat.
Den gingen nachts die versuchen Bogenschützen
und fielen so die Schar im Rücken an.
Die aber, die spartan'schen Heldenseelen,
dreihundert kaum, anstatt hinwegzufliehn,
sie flochten wie zum Fest ihr langes Haar
und fielen, ihre heim'schen Götter preisend,
ein lorbeerwertes Opfer, Mann für Mann.
Als Terxes das vernahm, erschrak sein Herz
und ahnt' ihm Böses. Als durch Griechenland
die Kunde flog, da in der höchsten Not
erjauchzten alle, und der Mut, der schon
zu sinken drohte, mächtig flammt' er auf,
und Sieg auf Sieg entsproß aus diesem Opfer,
bis Persiens Übermacht zu Boden lag. (Pause.)
Schröder. Was soll das hier! Wenn Ihr nur sagen wollt,
daß unser Kommandant und seine Truppen —
Zipfel (ihn groß ansehend).
Nicht doch, Herr Nachbar! Ihr versteht mich falsch.
Auf etwas andres hab' ich hingezielt.
Nämlich, im alten Griechenland, da gab's
bekanntlich weder Bürger, noch Soldaten,
da gab es nur ein Volk, das hatte nicht
zweierlei Tuch und zweierlei Gesinnung.
Das wußte, wenn das Vaterland bedroht ist,
hat jedermann sein Letztes einzusetzen.
Da war kein einz'lner, auserwählter Stand,
der sich allein die Ehr' anmaßen durfte,
fürs Vaterland zu sterben. Die Spartaner,
die ruhmvoll bei Thermopylä gefallen,
die waren gute Bürger so wie wir,
die hatten Weib und Kind und Haus und Gut
und auch genug der Schiffe, sich zu retten.
Sie aber blieben. Denn dem Femd gegenüber
war jedermann Soldat und hielt sein Blut
zu kostbar nicht, die Freiheit zu erkaufen.
Nun, meine Freund' und Nachbarn, die Moral
ist klar genug. Ich denk', der Herr Major
versteht mich auch.
Nettelbeck (ausbrechend). Das war wie ein Mann gesprochen
das soll Euch unvergessen sein!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
40
weise hohen Nährwert zu, doch jetzt ist nicht viel mehr als der „alte
Glaube- an ihn übrig geblieben.
Um den Alkohol aus Traubenzucker zu bilden, wird nämlich viel
Kraft verbraucht; indem man „die ernährenden Kohlehydrate des
Traubenzuckers und des Getreides den Hefepilzen zum Fraß vorwirft,
um dann selbst die Ausscheidungen der Pilze zu genießen", vergeudet
man gerade die stärkenden und ernährenden Kräfte derselben. Ein
Glas Zuckerwasser hat in der Tat mehr Nährwert als ein Glas
Branntwein, und ein kleines Stück Brot, sagt Liebig, nährt mehr
als ein Maßkrug Bier. Wer also im Wein, Bier und Schnaps seine
Nahrung sucht, der hat nicht nur den teuersten Stoff erwählt, sondern
dazu noch ein Gift.
„Ich gebrauche den Kognak und den Rotwein für meinen
kranken Magen", wendet jemand ein. — Wofür brauchst du
den Alkohol nicht? Gegen Kopfschmerzen und Reißen, bei Herz-
krampf und Atemnot, bei zu schnellem und bei langsamem Puls, bei
kalten Füßen und Schwindelanfall, als Schlafmittel und zur Anregung
der Lebensgeister, gegen Schwindsucht und gegen Cholera — immer
dasselbe Mittel. Man muß sich wundern, daß die Ärzte bei solch
einem Allheilmittel noch zu tun haben.
„Nach des Tages Arbeit muß ich mich erholen, ich möchte
auch einmal lustig sein." — Diese Worte zeigen so recht, wie tief
die Trinkunsitte eingewurzelt ist, und wie wenig Menschen das Leben
zu genießen verstehen. Der Ärmste weiß nicht, daß die edelste
Begeisterung, die höchste Freude, die wunderbarste Stimmung mit
dem Alkohol nichts zu tun hat. Erholung soll und muß jeder
Mensch haben, aber sie soll dem Körper nützen und nicht schaden.
Der Enthaltsame kann am andern Morgen mit Freude an die
schönen Stunden der Freundschaft denken und braucht sich über vor--
ellig geschlossene Freundschaften keine Vorwürfe zu machen. Des
Trinkers Freude und Heiterkeit ist eine Folge der lähmenden Wir-
kung des Alkohols; denn die Lähmung der Gehirntätigkeit ist keine
gleichmäßige; zuerst wird die höhere geistige Tätigkeit gelähmt, die
im nüchternen Zustande als nützliche Hemmungsvorrichtung wirkt.
Wenn aber die Zügel der Kritik, der Einsicht und Überlegung ge-
lockert werden, dann geht es „zügellos" zu; die Zunge wird gelöst —
der Schüchterne wird dreist, lebhaft und unternehmend. Jeder fühlt
sich gehoben, klug, weise, geistreich, nur der Nüchterne, der zufällig
dazukommt, merkt nichts von Geist.
„Ich muß mir die Sorgen wegspülen," antwortet jemand,
aber er denkt nicht daran, daß das „Wegspülen" Geld kostet und die
Sorgen davon nicht kleiner werden. Der Wein verscheucht die
Sorgen — aber nur bis morgen. Mißbehagen und Schmerzgefühl
kann der Alkohol wohl durch seine lähmende Wirkung auf das Gehirr;
verscheuchen, aber man will die Wirkung bekämpfen und steigert die
Ursache, man will die Armut überwinden und gewöhnt sich an Aus-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
210
leine mitgenommen, die auf der Landstraße von Baum zu Baum gebunderr
wurde. Die ganze Gesellschaft, groß und klein, mußte sich hinter dieser
Barriere aufstellen und geduldig verharren. Nur die beiden Lehrer, der
Hauptlehrer mit der uns wohlbekannten, dicken Taschenuhr in der Hand,
wagten es, die Landstraße zu betreten und hinauszublicken in die Ferne,
wo der Zug herkommen sollte. Unsere Herzen pochten vor Neugier und
Wundersucht. Die Unruhigen drängten dermaßen vorwärts, daß schier die
ausgezeichnete Waschleine hätte zerreißen können, wenn nicht die Schul-
meisterin mit dem Röhrchen ihres Gatten die Mutwilligsten von uns iu
Respekt gehalten hätte. Da, richtig — es war wirklich „auf die Minute",
wie unser Lehrer zu Ehren der königlichen Schnellpost und seiner guten
Taschenuhr noch wochenlang nachher versicherte — da erhob sich eine
Staubwolke auf der Landstraße I Die Lehrer stürzten eiligst hinter unsere
Barriere und nahmen die Hüte ab, wir Kinder nebst Begleitung des-
gleichen. Und sie kam näher und näher. Wir schwenkten die Mützen
und schrien vor Begeisterung unser „Hoch und Hurra!" aus vollster
Kehle. Sie flog vorüber! Ein Hauptwagen und ein Beiwagen und ein
Staubwirbel hinterher! Da war denn kein Halten mehr! Wir drängten
vor, um ihr nachzusehen, und — die gute, alte Waschleine war mitten
durchgerissen I
Die Schulmeisterin wollte eben mit dem Röhrchen auf uns losfahren,
aber unser Lehrer wehrte freundlich ab. Bei solchen merkwürdigen Er-
eignissen müsse man mit der Jugend Nachsicht haben.
In der Tat machte der Anblick auf uns den Eindruck der rasendsten
Geschwindigkeit. Die Begeistertsten von uns behaupteten, daß die Schnell-
post mit acht, zehn, zwölf Pferden vorübergesaust sei. Unser Schulmeister
belehrte uns, daß es wirklich nur vier Pferde am Hauptwagen und zwei am
Beiwagen gewesen wären; aber die Schnelligkeit wäre so groß, daß alles
doppelt erschienen wäre. Auch er selber hätte darauf schwören mögen,
daß er mehr als vier Pferde gesehen habe.
Als wir uns ordnungsvoll auf dem Heimwege wieder unserer guten
Stadt näherten, kamen uns der Gendarm und der Stadtwachtmeister ent-
gegen und verkündeten uns, daß sie lange, lange schon wieder fort sei. —
„Das geht zu weit", sagte der letztere und schüttelte bedenklich den Kopf.
„Vom Revidieren der Pässe", setzte sein Begleiter hinzu, „kann gar nicht
mehr die Rede sein! Wohin das noch kommen wird, mag der liebe Gott
wissen!" Unser braver Lehrer meinte zwar: „Solche Herren, welche die
königliche Schnellpost aufnimmt, haben sicher jeder seinen guten Paß
in der Tasche; darauf kaun man sich wohl verlassen", aber der Herr
Stadtwachtmeister schüttelte so sehr den Kopf, daß wir wohl sahen, er
traue selbst der Schnellpost nicht.
Wer da meint, daß die durch das Land dahinsausende Schnellpost
die Vorläuferin und Fürsprecherin der Eisenbahn gewesen sei, befindet
sich in einem schweren historischen Irrtume. Sie war im Gegenteil die
abgesagte Feindin dieser unerhörten Neuerung. Der Generalpostmeister
Nagler wies mit Selbstbewußtsein auf sein Werk hin und fragte erstaunt,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
273
Am enteren ^aferccmde.
Es ist das kleinst« Vaterland
der größten Liebe nicht zu klein;
je enger es dich rings umschließt,
je näher wird's dem Kerzen frin.
83. Müller.
121. Zachsrnlied.
Ven König segne Gott,
den er zum Heil uns gab,
ihn segne Gott!
Ihn schmücke Ruhm und Ehr',
ihn fiieh der Schmeichler Heer!
Weisheit steh' um ihn her,
ihn segne Gott!
wie Kinder liebt er uns
als Vater seines Volks,
er unsre Lust,
wir sollen glücklich sein,
von uns geliebt zu sein,
kann nur sein Herz erfreun;
ihn segne Gott!
Gib ihm gut Regiment,
dem Lande Fried' und Ruh',
den Waffen Sieg!
Er ist gerecht und gut
in allem, was er tut,
schont seiner Sachsen Blut;
ihn segne Gott I
Auf, biedre Sachsen, schwört,
dem König treu und fromm
und gut zu sein!
Eintracht sei unser Band I
Dies schwöret Hand in Hand!
Dann singt das ganze Land:
Ihn segne Gott!
122. Kronprinz Albert und das Königlich Sächsische
Armeekorps in den Jahren 1870 und 1871.
Unter den großen Feldherren, welche die deutschen Truppen im Kriege
von 1870 bis 71 von Sieg zu Sieg führten, steht Kronprinz Albert
von Sachsen mit obenan.
Als Befehlshaber des sächsischen Heeres fand er am 18. August 1870
in der blutigen Schlacht bei Gravelotte zuerst Gelegenheit, seine treffliche
Begabung als Feldherr aufs glänzendste zu bewähren und die große
Kriegstüchtigkeit und hervorragende Tapferkeit seiner Truppen im hellsten
Lichte zu zeigen.
Schon früh um 53/4 Uhr waren sie durch Mars -la-Tour gezogen
und hatten den linken Flügel der großen Armee eingenommen. Gegeu
Ivi% Uhr führte der Kronprinz seine Truppen gegen das Dorf St. Marie
aux Chenes, das von den Franzosen mit furchtbarer Wut verteittgt wurde.
Sieben Bataillone wurden zum Angriff bestimmt; ohne das feindliche
Feuer zu erwidern, gingen diese im Verein mtt preußischen Garden
nach 3 Uhr unverweilt zum Laufschritt über und stürzten sich mit weithin
schallendem Hurraruf dem Ziel entgegen. Die Verteidiger vermochten dem
ungestümen Andränge nicht standzuhalten; sie ließen diesen wichtigen Puntt
dem Angreifer, der noch einige hundert Mann zu Gefangenen machte.
Aber die schwerste Arbeit war noch zu tun. Es galt, die Hauptstellung
des Feindes, das Dorf Sr. Privat, zu erstürmen. Während die preußischen
Garden von Westen her den Feind beschäftigen, zog Kronprinz Albert seine
Lesebuch s. Fortbildungsschulen rc. Mg. Teil. Hz
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Albert Albert
von_Sachsen August Marie
aux_Chenes Kronprinz_Albert
278
<E. k^aumann
sie in der Abhandlung gegeben sind. Dabei ist wichtig, daß nur aus Tat-
sachen Schlüsse gezogen und allgemeine Urteile vermieden werden, sonst
fehlt den Gedanken das Fundament. Die Entwicklung führt zu dem Er-
gebnis: die Mahnung zum sparsamen verbrauch der Nahrungsmittel ist
begründet, die freiwillige Befolgung ist Pflicht jedes einzelnen, „wir
können ohne allgemeine Not auskommen, wenn wir unsere Friedens-
gewohnheiten einsichtsvoll ändern usw." (s. Seite 95). — Schließlich
kann durch eine Schilderung der Ernährungsverhältnisse in ^>aris während
der Belagerung (87 ( gezeigt werden, welche Folgen eintreten, wenn der
Verbrauch der Lebensrnittel nicht rechtzeitig und weitschauend geregelt wird.
Die Ergebnisse der Besprechung können nun dazu verwendet werden,
den Schülern darzulegen, wie jeder einzelne, jede Familie und jedes Ge-
meinwesen im Staat abhängig ist von dem Stande des gesamten staat-
lichen Wirtschaftslebens. Damit ist eine der Aufgaben erfüllt, die sich die
staatsbürgerlichen Belehrungen stellen (s. oben unter 2).
Ein „Nebenerzeugnis" der bisherigen Behandlung ist die Klärung
wichtiger volkswirtschaftlicher Begriffe, mit deren bfilfe sich damr der
Gesichtskreis der Schüler allmählich erweitern läßt, bis es möglich ist,
wenigstens in Klassen mit befähigten Schülern, die Stoffe in der Art zu-
sammenzustellen, wie sie die Abhandlung bietet.
5. In ähnlicher weise läßt sich aus den andern Abhandlungen der Stoff
auswählen und methodisch aufbauen. Behält man dabei immer das Ziel
der staatsbürgerlichen Belehrungen im Auge, dann kann man zum Schluß die
Ergebnisse des Unterrichts noch nach andern Gesichtspunkten gruppieren.
Einige Beispiele seien angeführt; als erstes diene das Thema: Die Mit-
verantwortlichkeit im Staatsleben.
Die Vorgeschichte des Krieges führt ungezwungen dazu, den Schülern
ein hohes Vorbild von Verantwortlichkeitsgefühl vor die Seele zu stellen:
unsern Kaiser, der der: Frieden auch dann noch zu wahren suchte, als
unsere Feinde schon zum Krieg entschlossen waren und die letzten Vor-
bereitungen zum Überfall trafen. Seine Telegramme nach Nußland und nach
England und das Telegramm des Prinzen Heinrich zeigen dies in jedem Satze.
Diese Telegramme sowie einzelne Ansprachen des Kaisers in den Tagen des
Kriegsausbruches müssen im Unterricht nicht nur erwähnt, sondern im Wort-
laut gelesen und gründlich besprochen werden, welche Wahrhaftigkeit,
Offenheit und Ehrlichkeit spricht aus jedem seiner Worte! Man stelle ihnen
die Telegramme aus England und Rußland und besonders die berüchtigten
russischen ehrenwörtlichenlrklärungen gegenüber. (Leider ließ es der Umfang
des Buches nicht zu, diese und ähnliche hochbedeutsamen Dokumente abzu-
drucken; die Schule muß sich also selbst eine Sammlung anlegen.) welch hohes
Maß von Verantwortlichkeitsgefühl des Kaisers und seiner Regierung zeigt sich
ferner in der Kriegsbereitschaft unserer Armee, durch die unsere Grenzlande
wenigstens bis auf eine Ausnahme vor den Greueln der Verwüstung bewahrt
worden sind! — Der Kaiser und seine sechs Söhne stehen im Felde, mit ihnen
viele deutsche Fürsten und Fürstensöhne; sie sind von den Kugeln nicht ver-
schont geblieben. Die Fürstenhäuser bringen dem Vaterlande dieselben Opfer
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
X. Der Krieg und die jugendlichen
273
4. Die erziehlichen Aufgaben der Fortbildungsschule, insbesondere
die Erziehung zürn Gehorsam und zur freiwilligen Lin- und Unterordnung,
zur Selbstbeherrschung und zu treuer Pflichterfüllung gewinnen durch den
Krieg und seine Folgeerscheinungen erhöhte Bedeutung. Leichter als in
der ^riedenszeit wird es werden, den Schülern wirkungsvolle Beispiele vor
die Seele zu stellen. Alle Berichte von den Kriegsschauplätzen können hierzu
ausgenutzt werden. Unsere Schüler sind fähig zu verstehen, daß die großen
Erfolge unserer Truppen nur möglich geworden sind durch die strenge Schule
unseres Militarismus und daß die deutsche Schule diesen Geist wie bisher
zu pflegen hat. Sie vermögen auch zu erkennen, daß die nrilitärifchen
Tugenden für die Ausübung der Berufstätigkeit von hohem Werte sind. Sie
sind reif genug für die Einsicht, daß die „Disziplin" für uns Deutsche selbst-
verständlich ist und daß daraus die Selbstdisziplin erwächst, die uns groß und
tüchtig gemacht hat. So findet die Schuldisziplin aus dem Kriege heraus
eine auch dem Schüler einleuchtende Begründung.
6. Auch Gegenbeispiele zu moralpädagogischen probiernen
rückt der Krieg unsern Schülern täglich vor die Seele. Sie lesen von den
Lügen, die im feindlichen Ausland über das deutsche Volk und besonders
über unsere Soldaten verbreitet werden, und entrüsten sich über die
niedrige Gesinnung, die sich darin offenbart. Ein Recht zu dieser
Gefühlsftimmung hat aber nur der, der sich von Lüge, Verdächtigung
und Verleumdung fernhält. Es bedarf keiner großen pädagogischen
Kunst, den Schülern mit diesen Beispielen die Mahnung zu konsequenter
Wahrhaftigkeit in die Seele zu pflanzen. — Auch die überaus traurigen
Gegenstücke der Vaterlandsliebe, die Beispiele von schändlichem Ver-
rat, lassen sich in eindrucksvoller weise den Schülern zürn Bewußt-
sein bringen, wir zeigen am Schandpfahl die wetterlch Blumenthal,
Eollin und die andern, von denen die Pochverrats- und Landesverrats-
prozesse berichten. — Am Schandpfahl stehen auch die Ungetreuen, die
Liebesgabenpakete unterschlagen oder geplündert haben! — Manche jugend-
lichen Arbeiter werden jetzt in Stellungen gerufen, die vorher von eingearbei-
teten und treuen Arbeitern verwaltet wurden; großes Vertrauen wird ihnen
entgegengebracht, wir wollen ihnen beistehen, daß sie vor dem Schandpfahl
bewahrt bleiben.
6. Unsere Schüler erhalten und lesen auch die in der Tagespresse ver-
öffentlichten Feldpostbriefe. Die mannigfachsten Eindrücke stürmen aus
diesen Briefen auf sie ein; denn verschieden an Gesinnung und Lebensauf-
fassung sind die Briefschreiber und ebenso ihre Erlebnisse. Eine Gruppe
von Briefen wird die jugendlichen Leser am wenigsten nachhaltig beschäftigen:
die Briefe ernsten jnhalts, sofern es nicht Briefe der eignen Ange-
hörigen sind. Der leicht bewegliche jugendliche Sinn macht diese Erscheinung
erklärlich, wir sind es aber unsern Schülern und unserm Vaterlande schuldig,
jede Gelegenheit zu innerer Sammlung und zu ernster Selbst-
besinnung zu benutzen. Am besten eignen sich hierzu Feldpostbriefe, je
schlichter und einfacher sie sind, desto besser ihre Wirkung, jch füge als Bei-
spiel eine Stelle eines Briefes an, den ich von meinem Sohne im September
Staatsbürger!. Belehrungen in der Kriegszeit.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
70
(£. Reventlow
in den Nordseehäfen stockte gänzlich, und die britische Admiralität verhängte
die sogenannte Sperrung über die Nordsee, deren Hauptzweck war, sich gegen
die deutschen Unterseeboote zu sichern unter der unwahren Vorgabe freilich,
man wolle den Handelsschiffen der neutralen Mächte in der Nordsee Ver-
luste ersparen.
Die Mittel des Seekrieges und der Flotte versuchte Großbritannien
von Anfang des Krieges an zu benutzen, um Deutschland auszuhungerir.
Nicht nur, daß, wie gesagt, der deutsche Seehandel völlig erstickt wurde, sondern
Großbritannien verhinderte auch, daß neutrale Staaten, wie z. B. Holland,
waren in ihre bjäfen einführten, um sie nachher mit der Bahn oder auf
einer Binnenwasserstraße nach Deutschland zu bringen. Nahrungsmittel,
Viehfutter, Kunstdünger, Petroleum, Kupfer usw. versuchte Großbritannien
so von den deutschen Grenzen fernzuhalten. Man war und ist in London
fest davon überzeugt, daß, wenn dieses System der Aushungerung während
einiger Jahre betrieben worden ist, die Kraft des deutschen Volkes so er-
lahmt sein wird, daß es den Krieg nicht mehr weiterführen kann, sondern
klein beigeben muß. Großbritannien geht bei diesem verfahren auf das
gewissenloseste vor, tritt die Rechte der neutralen Mächte mit Füßen und
schädigt sie ganz ungeheuer, indem es ihre Schiffahrt unterbindet und ihnen
zeitweise nicht einmal gestattet hat, waren von Übersee einzuführen, die
sie für ihren eignen Bedarf notwendig gebrauchten.
Großbritannien wird sein Ziel der Aushungerung nicht erreichen. Bei
vernünftiger sparsamer Wirtschaft kann das deutsche Volk jahrelang von
dem leben, was es im eignen Lande produziert und besitzt. Darin werden
alle unsere Feinde sich täuschen.
was im übrigen der Seekrieg noch für Ereignisse bringen, was für
Entwicklungen er zeitigen wird, kann niemand wissen, wir wissen aber,
daß die junge deutsche Flotte nicht nur in sich gut und pflichttreu ist, sondern
die ersten Kriegsmonate haben bereits dargetan, daß die deutschen Schiffe
auch immer ihren Mann stehen und daß der Seekrieg in und an unsern
heimischen Gewässern der Nord- und Ostsee im ganzen wie im einzelnen
klug und überlegend geleitet wird.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Reventlow
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Nordsee Deutschland Holland Deutschland Petroleum London
X. Der Krieg und die jugendlichen
267
Wasserleitung und die Beseitigung der Abwässer, die Reinhaltung der Straßen
und der Flußläufe, die Einrichtung von Krankenhäusern und Heilanstalten,
letztere besonders auch für Personen, die an ansteckenden Krankheiten leiden,
um die Übertragung möglichst zu verhüten.— Derstaat greift in diearbeits-
verhältnifse ein, indenr er Grenzen zieht für die Beschäftigungsdauer der
Kinder, der jugendlichen und der weiblichen Personen, indem er die Ein-
bringung von Schutzvorrichtungen cm Maschinen fordert und die Betriebe
überwacht, indenr er für Betriebe mit besondern Gefahren für Leben und
Gesundheit der Arbeiter Sondervorschriften erläßt. — Durch die gesetzliche
Krankenversicherung wird eine rechtzeitige und gründliche Krankenpflege
und damit die Erhaltung der Gesundheit und der Erwerbsfähigkeit der Ver-
sicherten ermöglicht. Durch die von den Landesversicherungsanstalten und
den Berufsgenossenschaften eingerichteten Peilanstalten, besonders für
Tuberkulöse, wird eine frühzeitige Peilpflege gefährdeter Personen, auch
der jugendlichen, möglich. Der überaus segensreichen Wirksamkeit dieser
Peilstätten und der Krankenkassen ist der Rückgang der Tuberkulose-
sterblichkeit um 50 v. p. seit der Einführung der Krankenversicherung
zu danken.
viele Millionen Mark werden jährlich ans öffentlichen Mitteln aus-
gegeben, damit die Staatsbürger gesund und leistungsfähig bleiben und
ihre Lebensaufgabe zu ihrem und dem Wohls der Gesamtheit vollbringen
können. — was zur Gewohnheit geworden ist, wird leicht in seinem wert
unterschätzt. So geht es mit der staatlichen und der gemeindlichen Fürsorge
für Leben und Gesundheit der Bevölkerung. Darum ist es Pflicht der Fort-
bildungsschule, ihre Schüler eingehend darüber zu unterrichten. Zugleich
muß ihnen dabei ihr Verhältnis zum Gemeinschaftsleben zum Bewußtsein
gebracht und die Überzeugung verschafft werden, daß die öffentliche
Fürsorge den einzelnen reicht nur entlastet, sondern ihn auch
verpflichtet, persönlich für seine Gesundheit zu sorgen.
6. Trotz der staatlichen Maßnahmen zum Schutze der jugendlichen ist
die Sterblichkeit in dem letzten Abschnitt der körperlichen Entwicklung
(*5. bis J8. Lebensjahr) fast unverändert hoch geblieben, während in den
andern Lebensabschnitten ganz allgemein ein Rückgang eingetreten ist. Die
Sterblichkeit der deutschen männlichen jugendlichen übersteigt die der
englischen imnrer noch um beinahe 20 v. p. jn dem Maße, wie die weib-
lichen jugendlichen in das Erwerbsleben eintreten, nimmt bei ihnen
die Sterblichkeit zu. Die Erkrankungen jugendlicher Krankenkassenmitglieder
haben weder an päufigkeit noch an Dauer abgenommen, und die Militär-
tauglichkeit der städtischen jugend ist ungünstiger geworden. „Die Zukunft
wird schließlich dem Volke gehören, das sich körperlich am widerstandsfähigsten
und damit ain wehrfähigsten erhält, wer deshalb dafür kämpft, den Massen
Leben und Gesundheit zu erhalten, der kämpft für die Stärke und die Zu-
kunft unsers Vaterlandes." (Grafv. posadowspn) Darum bedarf die Gesund-
heitspflege unserer Schüler erhöhter Aufmerksamkeit und größerer Fürsorge.
6. Unter den Mitteln der körperlichen Ertüchtigung unserer Schüler
stehen die körperlichen Übungen obenan. Noch ist das Turnen in der
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